Soll ich darüber schreiben oder lieber nicht?

Grüne Meeresschildkröte und Sträflings-Doktorfische im Champagne Pond, Kapoho, Hawaii
Eine große, alte Grüne Meeresschildkröte. Sträflings-Doktorfische grasen die Algen auf ihrem Schild ab. Diese Schildkröte liebte es, sich in dem geothermisch erwärmten Wasser des Champagne Ponds auszuruhen. Ich besitze keine wasserdichte Kamera, also kann ich das Tier nur fotografieren, wenn es ganz nah ans Ufer kam – was es häufig tat.

Am 2. Juni 2018 floss die Lava in den Green Lake Krater. Der 400 Jahre alte See darin, 65m tief, verdampfte innerhalb einer Stunde. Die Gegend südlich des Kraters war von zwei Lavaströmen 1958 und 1960 verschont geblieben und es sah so aus als ob das Gebiet durch den Krater vor der Lava geschützt war. Noch am selben Tag wurde es von der Lava zerstört. Zwei Tage später waren die Ortsteile Vacationland und Kapoho Beach Lots von Lava bedeckt und mit ihnen, die Waiopae Gezeitentümpel mit ihrem Korallenriff und der Champagne Pond. Später floss die Lava ins Meer, füllte Kapoho Bay und versetzte das Ufer einen Kilometer weit in den Ozean. Das ist der heutige Stand, aber die Lava fließt weiter.

Die landwirtschaftlichen Gebäude, die Felder, die Ferienhäuser, die Gärten – alles weg, verbrannt und in die Lava eingeschmolzen. Restlos und für immer zerstört. Mit der Nachbarschaft gingen die Menschen. Meist weiß ich nicht, wo sie jetzt sind. Manchmal schlage ich die Zeitung auf – die Herald Tribune Hawaii oder den Honolulu Star Advertiser – und sehe Fotos oder lese, was sie angeblich den Journalisten erzählt haben.

Keine Parties mehr, keine Picknicks, keine Jamsessions, keine Yoga, keine Marktstände, keine Kunst. Ich habe so viele Fotos und Erinnerungen and diese Gegend und wollte nach und nach darüber schreiben. Ich poste nicht chronologisch, sondern ich schreibe über das, was mich an dem Tag am meisten interessiert.  Ein Post hat wenig damit zu tun, wo ich gerade bin oder was ich gerade mache.

Ich hatte die Vorstellung, dass mein Blog über Dinge ist, die man sich dann auch selber später ansehen kann – aber soll ich über Dinge bloggen, die nicht mehr existieren?

Es würde mich interessieren, was ihr dazu sagt.